Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 104

1895 - Straßburg : Heitz
104' I an der Eisenbahnlinie 'Straßbnrg-Hagenan-Saarge- münd. Die Stadt besitzt eine Erziehungsanstalt, daä Institut St. Augustin. Man findet hier Sand- und Kalksteingruben. Ein großer Teil der Einwohner treibt Holz- und Torfhandel. Münzthal [St-Löuis] (700 Einw.), mit großer Fabrik von Kristallwaren, und M e i s e n t h -a l (850 Einw.), große Fabrik von Halbkristallwaren. M nt terh a n sen (870 Einw.), mit Eisengießerei, die dem Hause Dietrich von Niederbronn gehört und die mit der Eisenbahnlinie Hagenan-Saargeinnnd bei der Station Bafinstein durch eine Privateisen- bahn verbunden ist. Saareinsberg (1450 Einw.), auf der Wasser- scheide von Rhein und Saar gelegen, woher der Name kommt, anschließend Gotzenbrn ck mit Fabrik von Brillen- und Uhrgläsern. Lemberg (1640 Einw.), an der Eisenbahnlinie Straßbnrg-Hagenan-Saargemünd. 4. Rohr b ach (1000 Einw.), an der Eisenbahn- tinie Strcrßbnrg-Hagenan-Saargemünd,.-enthält Gips- grnben, Getreide- und Oelmühlen. In S i e r s t h a l (840 Einw.) und Sucht (940 Einw.) finden sich Glässchleifereien. Strasburg, Druck von I. Ed. Heitz sheitz und Mündeli.

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 91

1895 - Straßburg : Heitz
91 sauren Kali, Potasche, Schwefelsäure und Salzsäure betrieben. An sonstigen industriellen Anstalten sind noch vor- Händen: Färbereien, Bierbrauereien, Seifenfabriken, eine Wollspinnerei, eine Tuch- und Kalikofabrik und eine Gerberei mit Lohmühle. Ju Pfaffenhofen (1350 .Einw.), an der Eisenbahnlinie Zabern-Hagenau, herrscht viel In- dustne und Handel. Steinbruche, Gerbereien, Thon- Warenfabriken, Färbereien und eine Bleiche. Ingweiler* (2250 Einw.), mehrere große Brane- reien, Ziegeleien und Bleichen, auch sonst gewerb- reiches Dorf, das mit Buchsweiler durch eine Eisen- bahn verbunden werden -fall. 4. Lützel st ein (920 Einw.), ehemals kleine Bergfestung, die einen Vogesenübergang deckte. Nord- östlich liegt Lichtenberg (1060 Einw.), über- ragt von den Ruinen der ehemaligen kleinen Festung Lichtenberg, die eine Straße nach Lothringen be- herrschte. Neuweiler (1380 Einw.), mit schöner (kath.) romanischer Kirche St. Peter und Paul und der spät- romanischen (Protest.) Kirche St. Adelphi. Ziegelei, Rotweinbau. Das Städtchen wird überragt von der Ruine Herrenstein. 5. D r u l i n g e n (500 Einw.), au der Straße von Pfalzburg nach Saargemüud, treibt Ackerbau und Viehzucht. Ottweiler (305 Einw.), in der Nähe von Drnlingen, hat Gerbereien.

3. Theil 3 - S. 248

1880 - Stuttgart : Heitz
248 Neue Geschichte. *2. Periode. Frankreich. rale gehorcht hatten, — wurde ihnen angekündigt, der König wolle, daß beide Städte verbrannt würden; doch sollte den Einwohnem erlaubt sein, das Ihrige nach den benachbarten französischen Städten zu retten. Auf den Knieen baten die zitternden Bürger um Milderung; sie hätten ja nichts verbrochen. Aber das half nichts; das einzige, was man ihnen bewilligte und als große Menschlichkeit anrechnete, war, daß man ihnen einige Hundert Wagen zum Transport lieferte. Als sie aber ihre Sachen aufpacken wollten, hieß es: „Nein! erst eure Lebensmittel!" — und als diese aufgeladen waren, fuhren die Franzosen mit den Wagen davon nach ihren Festungen. Auch hatte man den Bürgern versprochen, daß die Domkirchen in beiden Städten verschont bleiben sollten, und daher brachten sie ihre kostbaren Habseligkeiten dahin zur Bewahrung. Endlich hieß es: „Nun ziehet aus! der Brand soll anfangen!" Da verließen in Speier am zweiten Pfingsttage Tausende von Männern, Weibern, Kindern, Greisen, die theuern Wolmungeu, jeder mit dem bepackt, was ihm am liebsten war, und suchten Obdach in den benachbarten, ihnen aber fremden Orten, während die französischen Soldaten in die verlassenen Häuser einbrachen und alles Zurückgelassene ausplünderten. Jetzt wurde Speier auf ein gegebenes Zeichen angezündet und brannte binnen zwei Tagen ganz nieder; was von Mauern stehen blieb, wurde durch Hebeisen der Erde gleich gemacht. Der Dom wurde ausgeplündert. Man riß selbst die Kaisergrüfte vor dem Kreuzaltare auf, durchwühlte die Särge Kaiser Albrechts I. und der Kaiserin Beatrix, Friedrich Barbarossa's Frau, und ließ die Särge der fränkischen Kaiser nur darum ungestört, weil sie tiefer lagen und man in jenen nichts von Bedeutung gefunden hatte. Worms hatte einen Tag später dasselbe Schicksal und brannte in einem Nachmittage nieder. Der Dom blieb zwar stehen, aber alle Kostbarkeiten wurden weggenommen, die Gräber und Särge durchwühlt und die Leichen mit Hohngelächter umgeworfen. Einige Offiziere, die durch den Anblick aller dieser Schändlichkeiten gerührt wurden, fragten einen Oberbefehlshaber, was denn die armen Bewohner verbrochen hätten? „Der König will es!" war die Antwort, und zugleich wies er ihnen eine Liste von 1200 Städten und Dörfern, die noch verbrannt werden sollten. Indessen zur Ehre des Königs sei es gesagt, daß sein Name, wie das Königen oft geschieht, hierbei gemißbraucht wurde. Er wußte die Grausamkeiten nicht in ihrem ganzen Umfange, und als er sie mehrere Monate später erfuhr,

4. Theil 3 - S. 83

1880 - Stuttgart : Heitz
Bartholomäusnacht. 83 der Ermordeten zu weiden, dann vor das Thor, wo die Galgen standen, um den Leichnam des ehrwürdigen Admirals zu sehen, den man erst durch die Straßen geschleppt, dann ins Wasser geworfen, endlich auf Feuer gelegt und zuletzt halbverbrannt mit den Füßen an einen Galgen gehängt hatte. „Der Geruch eines Ketzers ist immer angenehm," sagte der König/ während der Pöbel den Leichnam Eoligny's röstete. — Man zwang gar die Kinder des Ermordeten, hinauszugehen und den gräßlich verunstalteten Leichnam des Vaters anzuschauen! Nur wenige Züge von Edelmuth hat die Geschichte aus diesen Tagen des Grausens aufbewahrt. Hier einer davon! Vezins, ein Edelmann, war der Nachbar Regniers, eines Hugenotten. Sie waren Feinde, und Vezins hatte diesem hundertmal schon den Tod gedroht. Jetzt zitierte Regnier, daß Vezins diese Gelegenheit wahrnehmen und ihn ermorden würde. Plötzlich schlug man seine Hausthür ein. Vezins war es, der in Begleitung zweier bewaffneten Bedienten mit bloßem Degen eintrat und dem zitternden Regnier mit barscher Stimme befahl, sogleich ihm zu folgen. Draußen standen vier Pferde; auch Regnier mußte aufsteigen und wurde, ohne daß Vezins ein Wort sprach, bis auf sein Landgut geführt. Als sie hier allein waren, sprach Vezins: „Siehe, nun bist du in Sicherheit! Ich hätte die Gelegenheit benutzen und mich rächen können, aber tapfere Leute müssen die Gefahr theilen; dazu habe ich dich gerettet. Wenn du willst, so sollst du mich bereit finden, unsern Streit auszufechten, wie es sich für Edelleute geziemt." Regnier erschöpfte sich in Danksagungen und bat ihn um seine Freundschaft. „Ich lasse dir," antwortete Vezins, „ganz die Freiheit, ob du mich lieben oder hassen willst, und ich habe dich eben hierher gebracht, um srei wählen zu können." Und ohne die Antwort abzuwarten, drückte er seinem Pferde die Sporen ein und flog davon. Nicht nur in Paris, sondern im ganzen Königreiche wurde auf des Königs Befehl die Ermordung der armen Hugenotten vollzogen, so viel man ihrer auffinden konnte. Die Leichname ließ man zum Theil unbegraben verfaulen; viele warf man in die Flüsse, so daß lange Zeit hindurch Niemand Flußwasser zu den Speisen gebrauchen und Fische essen wollte. Nur wenige Statthalter hatten Gewissen genug, sich der Ausführung des königlichen Befehls zu widersetzen. Der Commandant von Bayonne wagte es, dem Könige zurückzuschreiben: „Sire, ich habe Ew. Ma-

5. Theil 3 - S. 194

1880 - Stuttgart : Heitz
194 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. richtigere Begriffe von dem Schwedenkönige, und als die kaiserlichen Höflinge diesen einen Schneekönig nannten, den wohl der nördliche Frost zusammenhalte, der aber bald schmelzen würde, wenn er sich dem Süden näherte, sprach er ernsthaft: „Der König von Schweden ist ein Feind von eben so großer Klugheit als Tapferkeit, in der Blüthe der Jahre (37 Jahre alt), kräftig und abgehärtet. Er hat, , was das Furchtbarste ist, im Kriege gelernt zu siegen und durch Siege den Krieg zu führen. Die Stände seines Reichs fügen sich jedesmal zuvorkommend seinem gewaltigen Willen; seine Hülfsmittel sind nicht gering und seine Anstalten sehr zweckmäßig. Durch seine persönliche Überlegenheit hat er sein aus vielen Völkerschaften zusammengesetztes Heer zu einer einzigen Nation gemacht, die er durch blinden Gehorsam, so leicht wie ein Roß mit dem Zügel, regiert. Das ist ein Spieler, gegen welchen nur nicht verloren zu haben, schon ein großer Gewinn ist." Gustav Adolph war unstreitig der größte Mann seiner Zeit. Der Kaiser hatte ihn vielfach beleidigt. Er hatte seinem Feinde, dem Könige Sigismund von Polen, Unterstützung gegeben und wollte ihn nicht als König von Schweden anerkennen. Besonders aber rührte den guten König der Druck, unter dem die Protestanten in Deutschland seufzten. Er selbst bekannte sich zu Luthers Lehre, ohne starr an den Glaubenssätzen zu hängen, und konnte es nicht übers Herz bringen, seine Glaubensgenossen so leiden zu sehen. Als alles zur Ueberfahrt nach Deutschland fertig war, versammelte er die vier Stände des Reichs. Es war am 20. Mai 1630, als er unter sie trat, um ihnen ein feierliches Lebewohl zu sagen. Hier nahm er sein einziges Kind, sein vierjähriges Töchterchen Christina, auf den Arm, zeigte sie den Ständen als ihre künftige Königin und ließ sie schwören, ihr treu zu dienen. Die ganze Versammlung war gerührt und zerfloß in Thränen. Auch er selbst war bewegt und mußte sich erst sammeln, ehe er seine Abschiedsrede sprach. „Nicht leichtsinnigerweise," so sprach er, „stürze ich mich und euch in diesen neuen gefahrvollen Krieg. Mein Zeuge ist der allmächtige Gott, daß ich nicht aus Vergnügen fechte. Det Kaiser hat mich in der Person meiner Gesandten auss grausamste beleidigt; er hat meine Feinde unterstützt; er verfolgt meine Freunde und Brüder, tritt meine Religion in den Staub und streckt die Hand aus nach meiner Krone. Dringend flehen uns die unterdrückten Stände Deutschlands um Hülfe an, und wenn es Gott gefällt, so wollen wir sie ihnen geben. Ich kenne die Gefahren,

6. Theil 3 - S. 339

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Kunersdorf. 339 6. Schlacht bei Kunersdorf, 12. August 1759. So viele große Thaten die Preußen auch verrichteten, so wurde doch des Königs Lage mit jedem Jahre mißlicher. Woher sollte er zuletzt noch Menschen, Geld und Kriegsvorräthe nehmen? Und kein Wunder war es, wenn dem Könige manchmal wegen des Ausganges ganz bange wurde. Im Jahre 1759 standen Friedrich und Daun wieder in der Gegend von Landshut und beobachteten einander mehrere Monate lang, ohne daß einer den andern anzugreifen wagte. Zu Ende des Juli aber erhielt Friedrich die betrübende Nachricht, daß die Russen unter Soltikow wieder in die Neumark eingefallen wären, ein gegen sie ausgesandtes preußisches Heer geschlagen und die Absicht hätten, sich mit den Oestreich ent unter Laudon zu vereinigen. Geschwind beschloß er, selbst nach zur Nachahmung eine Stelle verdient. Der Commandant von Neiße, General Treskow, hatte ein Gut nahe bei der Stadt. Auf diesem befand sich feine Frau, als die Oestreicher die Belagerung anfingen. Diese hielten es für das Sicherste und Geschwindeste, sich durch eine Verrätherei der Stadt zu bemächtigen. Treskow war kurz vorher Kriegsgefangener gewesen. Man hatte ihm in Oestreich mit vieler Achtung begegnet und die Gemahlin, die um das Schicksal ihres Mannes zu versüßen, selbst nach Oestreich reifte, war mit ausgezeichneter Höflichkeit am kaiserlichen Hofe behandelt worden. Die Erinnerung an die Güte der Kaiserin mußte noch in frischem Andenken sein. Hierauf wurde ein Entwurf gegründet. Ein kaiserlicher Offizier stattete der Generalin einen Besuch ab und brachte ihr Schutzbriefe vom östreichischen Feldherrn. Er wurde wie ein Wohlthäter empfangen und behandelt. Bei der Tafel, ohne Zeugen, kommt zuletzt das Gespräch auf die Kaiserin. Die Generalin kann mit Maria Theresiens Lobe nicht fertig werden. Jetzt glaubt der Offizier feinen Antrag machen zu müssen. Er verspricht ihr große Summen, Würden und ein unverbrüchliches Geheimniß, wenn sie ihren Mann bewegen wollte, die Festung den Kaiserlichen in die Hände zu spielen. Frau von Treskow wird aufs innigste bewegt. Kaum faßte sie sich so lange, bis alles vorgetragen ist. Nun springt sie auf, ringt wehmüthig die Hände und bejammert die ihr widerfahrene Erniedrigung, wobei sie wiederholt ausruft: „Ist es möglich? Mir einen solchen Antrag?" Alle Beruhigungsgründe des Offiziers waren bei der tiefgetränkten Dame fruchtlos. Sie erklärt nun aufs bestimmteste, von den ihr ertheilten Schutzbriefen keinen Gebrauch machen, sondern lieber mit den Belagerten alle Unruhen und Gefahren und allen Mangel theilen zu wollen. Ihr Gut, das einzige Eigenthum ihrer Familie, gab sie dabei großmüthig preis. „Wir find atm," sagte sie; „dies ist unser alles. Durch die Ehre gezwungen, überlasse ich es Ihren Händen. Wollen Sie sich rächen, so thun Sie es." Vergebens warf sich der durch diesen Edelrnuth äußerst gerührte Offizier zu ihren Füßen und beschwor sie, ihren Vorsatz aufzugeben. Sie verzieh ihm die Beleidigung, wollte aber durchaus nicht länger in der Gewalt der Feinde Preußens sein. Noch in derselben Nacht fuhr sie ab. Der Offizier begleitete sie bis an die ersten Festungswerke und verließ sie dann voll Bewunderung.

7. Theil 3 - S. 8

1880 - Stuttgart : Heitz
8 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. dann alle 30 und zuletzt alle 25 Jahre ein Jubeljahr ausgeschrieben. Alle diese Jubeljahre waren den Päpsten noch nicht genug. Sie schickten Ablaßverkäufer überall, besonders in Deutschland umher, die ihre Zettel ausboten, und selbst die Fürsten benutzten diesen Mißbrauch, um sich Steuern zu verschaffen. So sollte im Jahre 1430 die Stadt Leipzig befestigt werden. Da bat der Herzog von Sachsen den Papst, ihm doch mit Ablaß zu Hülfe zu kommen; und sogleich wurde bekannt gemacht, daß der, welcher an Sonn- und Festtagen an den Werken arbeiten würde, 40 Tage Ablaß haben sollte, d. i. es sollten ihm einst in jenem Leben von seiner Strafzeit 40 Tage erlassen werden. Welcher Mißbrauch! — Daß dafür der Papst ein reiches Geldgeschenk erhalten mußte, verstand sich von selbst. Besonders waren die Butterbriefe recht einträglich. Wer nämlich die Erlanbniß haben wollte, in der Fastenzeit Butter und Käse zu essen, brauchte sich nur für einen guten Groschen einen solchen Zettel zu lösen, und dergleichen wurden unzählige gelöst. Damals war Leo X. Papst, ein hochgebildeter, aber vergnügungssüchtiger, schwelgerischer Mann, der viel Geld gebrauchte. Da gerade kein Jubeljahr war, so nahm er den Bau der Peterskirche zum Vorwande, einen Ablaß auszuschreiben. Unter den Ablaßverkäufern, die in Deutschland umherzogen, war aber keiner unverschämter, als eben jener Tezel, der schon ziemlich lange sein Wesen getrieben hatte. Obgleich er ein so nichtswürdiger Mensch war, daß das erbitterte Volk ihn schon einmal hatte ertränken wollen, wenn ihn nicht der Kurfürst von Sachsen gerettet hätte, so setzte er doch eine Menge solcher Ablaßzettel ab. Wenn er nach einer Stadt kam, so hielt er einen feierlichen Einzug, damit das Volk recht zusammenlaufen sollte. Die päpstliche Bulle wurde auf einem fammtnen Kissen vorangetragen; die Priester und Mönche, der Magistrat und die Schulen zogen ihm mit Kerzen und Fahnen entgegen und holten ihn ein; alle Glocken läuteten; man begleitete ihn in die Kirche, wo er ein rothes Kreuz mit des Papstes Panier aufrichtete, und nun ging der Handel los. Immer hatte er zwei Kasten bei sich; in einem hatte er die Zettel und in den andern steckte er das Geld, und er pflegte wohl zu rufen: „Sobald nur erst das Geld in meinem Kasten klingt, eure Seele aus dem Feg-teuer in den Himmel springt!" — Da fand man Ablaßbriefe für alle möglichen Vergehungen: für Diebstahl, Meineid, Gewaltthat, Mord u. s. w. Einmal kam er Übel au und wurde recht mit

8. Theil 3 - S. 18

1880 - Stuttgart : Heitz
18 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. wo der Papst noch die meisten Anhänger hatte, freuten sich die Leute mit Eck über den Aerger, den Luther haben würde; aber im nördlichen kam er schlimm an. Hier waren fast alle schon für Luther eingenommen und führten den Eck tüchtig ab. In vielen Städten riß man die Bulle ab, warf dem Eck die Fenster ein, und in Leipzig drohten die Studenten ihn todt zu schlagen, wenn er sich nicht gleich fortmachen würde. Das war für Luther eine ehrenvolle Genugthuung; aber auch er selbst sann auf eine öffentliche Kundgebung. Besonders hatte es ihn empört, daß seine Feinde in mehrern Städten seine Bücher verbrannt halten. Nun beschloß er etwas Aehnliches vorzunehmen und that durch einen öffentlichen Anschlag kund, er werde am 10. December (1520) um 9 Uhr Vormittags auf einem Platze vor dem Elsterthore (in Wittenberg) die päpstliche Bulle verbrennen. Eine große Menge von Bürgern fand sich ein. Ein Scheiterhaufen war schon aufgerichtet. Endlich erschien Luther, begleitet von den ihm treu ergebenen Studenten. Er zündete den Holzstoß an, warf die Bulle hinein und rief: „Weil du den Heiligen des Herrn betrübest hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer!" — Diese Hand-lnng war sehr wichtig; denn dadurch sagte er sich von dem Gehorsam gegen den Papst ganz los. An eine Aussöhnung war nun nicht mehr zu denken; er konnte nicht mehr zurück; nun mußte er obsiegen oder untergehen. Wie ausgebracht der Papst gegen ihn war, zeigte sich auch bald. Es erschienen zwei päpstliche Gesandte, die nicht weniger vom Kurfürsten verlangten, als daß er Luthers Schriften verbrennen, ihn selbst aber gefangen nehmen lassen und nach Rom schicken sollte. Aber sie erhielten zur Antwort: wenn Luther etwas Unrechtes gethan oder geschrieben habe, so möge ihn der Papst vor gleichen, gelehrten, frommen und unverdächtigen Richtern, auf ein frei, sicher und genugsam Geleit, an ungefährlichen Dertent verhören lassen; denn nnverhört und unüberwunden würden seine Bücher nicht verbrannt werden. Das war denn freilich den Herren nicht recht. Kaiser Karl hatte auf das Jahr 1521 einen Reichstag ausgeschrieben, der in Worms gehalten werden sollte, und schrieb an den Kurfürsten, er möge doch auch kommen und den Luther mitbringen, damit dessen Sache da verhandelt würde. Der Kurfürst meinte es schon damals mit dem srommen Luther herzlich gut und schrieb daher zurück, man möchte ihn damit verschonen.

9. Theil 3 - S. 150

1880 - Stuttgart : Heitz
150 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. wie gewöhnlich Leute, die aus niederm Stande — sein Großvater war ein Eisenschmied gewesen — plötzlich zu großen Ehren emporsteigen: er behandelte die niederländischen Großen mit empörender Verachtung, und diese dagegen schwuren, sich an ihm zu rächen. So wuchs immer mehr die Unzufriedenheit, und ihr Ausbruch wurde nur noch durch die spanischen Soldaten zurückgehalten. Inzwischen wurde die Inquisition durch Granvella geschärft und überall sah man Calvinisten — denn der reformirte Glaube hatte in den Niederlanden mehr Eingang gefunden als der lutherische — zum Tode geführt werden. Aber die Heldengröße, mit der sie für ihren Glauben starben, erwarb diesem immer neue Bekenner, und aus einem Märtyrer lebten gewiß zehn Gläubige auf. Ueberall, auf den Landstraßen, auf Schiffen, von Wagen herab sah man die reformirten Prediger Reden an das Volk halten, und wollte die Inquisition sich ihrer bemächtigen, so beschützte das Volk seine geliebten Lehrer, trug sie auf den Schultern in die Kirche und verjagte die Wache mit Steinen. Viele Opfer, die schon auf dem Wege nach dem Richtplatze waren, wurden vom Pöbel befreit. Noch furchtbarer als die Stimme des Pöbels war aber die Verbindung, welche Wilhelm von Oranien, Graf Egmont und Graf Hoorue (sprich Hörne) mit einander schlossen, der spanischen Unterdrückung und zunächst dem verhaßten Granvella sich zu widersetzen. Durch ihre Vorstellungen brachten sie es auch wirklich bei Philipp dahin, daß er schon den Cardinal zurückrufen wollte, als dieser selbst um seinen Abschied bat. Aber dadurch wurde die Sache nicht besser. Seine Anhänger blieben zurück und handelten ganz nach seinem Sinne. Da beschlossen die Unzn- sriedenen, den Grafen Egmont nach Madrid zu senden, ob Philipp vielleicht bewogen werden könnte, die verhaßte Inquisition abzuschaffen. Egmont wurde von Philipp mit unerwarteter Artigkeit aufgenommen. Dann fragte er seine geistlichen Räthe, ob er den Niederländern die erbetene Religionsfreiheit bewilligen müsse? „Behüte!" antworteten diese. Da erhob sich Philipp von seinem Stuhle, warf sich vor einem Krucifix auf die Knie nieder und- betete: „So bitte ich denn, Majestät des Allmächtigen, daß du mich nie so tief mögest sinken lassen, ein Herr derer zu sein, die dich von sich stoßen." Ein trostreiches Gebet für die Niederländer! — Kaum war Egmont mit den besten Hoffnungen nach den Niederlanden zurückgekehrt, als er auch erfuhr, wie sehr ihn Philipp durch glatte Worte getäuscht hatte. Die Gesetze gegen die Ketzer wurden (1565)

10. Theil 3 - S. 53

1880 - Stuttgart : Heitz
Karls V. Ausgang. 53 gierung, jetzt, da er sich ausruhen will, so weit gebracht ist, daß selbst die Diener ihn verlassen haben und er dir, der ihm sonst gedient hat, selbst dient und das Licht vorträgt." Auch den ausbedungenen Jahrgehalt zahlte ihm Philipp höchst unordentlich aus, so daß Karl manchmal an den für seine kleine Hofhaltung erforderlichen Geldmitteln Mangel litt. In San Juste lebte er in einem freundlichen Wohnhause, welches er sich neben dem Kloster hatte bauen lassen, ganz einsam, und brachte den Tag abwechselnd mit Beten, Drechseln, Uhrmachen und Gartenarbeit zu. Endlich kam er auf die sonderbare Idee, noch bei seinem Leben ein feierliches Todtenamt halten zu lassen, als wenn er gestorben wäre. Er legte sich in einen offenen Sarg und ließ diesen von den Mönchen in die schwarz ausgeschlagene Kirche tragen, Trauerlieder singen und Seelenmessen lesen. Rings umher brannten Wachskerzen und eine Trauermusik hallte schwer-müthig durch das hohe Kirchengewölbe. Das alles machte einen tiefen Eindruck auf sein Gemüth, daß er wenige Tage darauf (1558) wirklich starb. Noch ist zu erwähnen, daß unter seiner Regierung der nachher so berüchtigte Orden der Jesuiten entstanden ist, von einem spanischen Ritter, Ignaz von Loyola, gestiftet. Die Einrichtung dieses Ordens, dessen Ausgabe hauptsächlich die Bekämpfung der Reformation war, war ungefähr folgende: ein General stand an der Spitze: ihm mußten die Mitglieder, zu denen man nur entweder sehr listige, oder gelehrte, oder reiche, oder mächtige Männer nahm, nicht nur streng gehorchen, sondern auch von allem, was sie erfuhren, Nachricht geben. Der Orden kämpfte zum Theil mit Waffen, welche er der Reformation selbst entlehnt, aber zu seinem Gebrauch umgeformt hatte. Er erklärte die Verbesserung des Volkslebens durch das Christenthum für seine Hauptausgabe, welche durch eine Neubelebung der kirchlichen Heilsanstalten erreicht werden müsse. Wo sie als Priester Eingang fanden, wurde der alte kirchliche Schlendrian stets verlassen. Dafür brachten sie einen zweckmäßigen, geordneten und dabei doch das Volk sinnlich mehr noch wie früher ergreifenden Gottesdienst mit kluger Vermeidung alles Anstößigen, häufiges Predigen in der Landessprache, pflichteifrige Verwaltung der Sacramente; besonderes Gewicht aber legten sie auf eine sorgfältige Handhabung der Beichte. Mit der Kirche setzten sie die Schule in engste Verbindung und zwar nach einem umfassenden Maßstabe: indem der ganze
   bis 10 von 45 weiter»  »»
45 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 45 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 3
3 0
4 0
5 11
6 2
7 5
8 2
9 2
10 15
11 0
12 4
13 0
14 1
15 0
16 2
17 0
18 0
19 8
20 0
21 0
22 0
23 1
24 0
25 2
26 0
27 7
28 3
29 2
30 0
31 2
32 0
33 4
34 2
35 1
36 5
37 22
38 1
39 3
40 0
41 0
42 0
43 3
44 0
45 2
46 0
47 1
48 1
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 1
4 1
5 0
6 5
7 2
8 4
9 0
10 0
11 0
12 6
13 4
14 1
15 1
16 10
17 20
18 0
19 2
20 2
21 2
22 2
23 8
24 0
25 0
26 1
27 0
28 4
29 3
30 0
31 0
32 0
33 0
34 1
35 1
36 2
37 1
38 0
39 5
40 2
41 0
42 7
43 1
44 1
45 6
46 0
47 1
48 1
49 0
50 0
51 1
52 3
53 1
54 2
55 0
56 0
57 0
58 1
59 2
60 0
61 0
62 0
63 0
64 1
65 1
66 0
67 0
68 1
69 1
70 1
71 1
72 0
73 2
74 0
75 1
76 4
77 5
78 0
79 0
80 4
81 0
82 1
83 0
84 0
85 2
86 4
87 2
88 4
89 1
90 6
91 5
92 10
93 0
94 16
95 0
96 0
97 1
98 12
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 57
1 11
2 75
3 23
4 33
5 14
6 42
7 57
8 12
9 67
10 20
11 7
12 45
13 20
14 8
15 14
16 57
17 26
18 11
19 13
20 8
21 20
22 20
23 7
24 15
25 23
26 94
27 28
28 12
29 14
30 53
31 15
32 12
33 394
34 29
35 22
36 35
37 16
38 3
39 44
40 45
41 10
42 27
43 90
44 12
45 11
46 20
47 18
48 27
49 134
50 108
51 117
52 17
53 11
54 28
55 23
56 14
57 4
58 50
59 638
60 3
61 34
62 34
63 9
64 41
65 124
66 3
67 80
68 24
69 0
70 2
71 40
72 21
73 156
74 17
75 53
76 15
77 46
78 3
79 21
80 14
81 515
82 13
83 15
84 11
85 35
86 5
87 21
88 92
89 23
90 7
91 74
92 0
93 11
94 40
95 14
96 56
97 30
98 37
99 8
100 340
101 2
102 169
103 51
104 5
105 2
106 32
107 11
108 10
109 16
110 17
111 63
112 50
113 12
114 9
115 25
116 132
117 9
118 15
119 19
120 25
121 113
122 7
123 46
124 45
125 24
126 16
127 32
128 25
129 53
130 0
131 147
132 20
133 10
134 12
135 1
136 185
137 5
138 2
139 14
140 70
141 33
142 43
143 212
144 15
145 13
146 23
147 11
148 26
149 2
150 44
151 26
152 109
153 10
154 12
155 52
156 90
157 17
158 38
159 6
160 9
161 33
162 19
163 37
164 8
165 7
166 83
167 12
168 19
169 44
170 12
171 31
172 82
173 168
174 12
175 276
176 60
177 267
178 21
179 79
180 8
181 48
182 257
183 196
184 50
185 5
186 20
187 20
188 10
189 16
190 36
191 32
192 18
193 26
194 16
195 14
196 179
197 41
198 36
199 29